Immer neue Labels für Milch oder Milchprodukte werden lanciert und zeichnen Produkte als besonders nachhaltig, hörner- oder kälberfreundlich aus. Allein im Sommer 2019 sind neu dazu gekommen: «Swissmilk green» für «nachhaltige Schweizer Milch», „Natürlich mit Horn!“ für Milch von Hornkühen und „cowpassion“ für Käse aus Mutterkuhhaltung. Was genau beinhalten die Labels, welches sind die wichtigsten Unterschiede zu Demeter?
Neue Milch-Labels
Swissmilk green: Das von der Schweizerischen Milchbranche per 1. September 2019 lancierte Label verspricht nahhaltig und fair produzierte Schweizer Milch. Die Bäuerinnen und Bauern erhalten 3 Rappen mehr pro Liter und haben 10 obligatorische und 2 optionale Standards einzuhalten, welche bereits bisher von den allermeisten erfüllt wurden. Dazu gehört zum Beispiel das Einbeziehen eines Tierarztes vor Verabreichen von Antibiotika oder palmölfreie Fütterung. Alle Anforderungen finden Sie auf der Seite des Branchenverbandes swissmilk.
Der Konsumentenschutz kritisiert das Label als unnötig. «Die Kennzeichnung verspricht den Konsumentinnen und Konsumenten einen Mehrwert, der nicht vorhanden ist. Die Anforderungen an Swissmilk Green gehen kaum über die gesetzlichen Standards hinaus,“ so der Konsumentenschutz in seiner Medienmitteilung.
„Natürlich mit Horn!“ zeichnet Milch von Hornkühen aus. Ausser komplett auf die Enthornung der Kälber zu verzichten, gibt es keine Verpflichtung, wohl aber das Bekenntnis der Produzent*innen, grösstmöglichen Respekt vor den Tieren zu haben und sie so natürlich wie möglich zu halten. Die Produkte sind über die Website hornlabel oder direkt auf den Höfen erhältlich.
„cowpassion“ zeichnet Milchprodukte aus muttergebundener Kälberaufzucht in der Milchproduktion aus. Die Kälbchen wachsen bei ihren Müttern auf. Die Enthornung ist erlaubt – auf Betrieben mit hornlosen Tieren wird die Besamung mit genetisch hornlosen Tieren bevorzugt; wenn Enthornung, dann unter Sedierung, lokaler Betäubung und anschliessender Schmerzmittelgabe. Bei erwachsenen Tieren ist Entornung nicht erlaubt. Kälber erhalten während der Weidesaison täglich Weidezugang. Einzelhaltung ist für alle Tiere (inkl. Kälber) untersagt. Käse im Abo wird per Post verschickt und ist auf der Website des Labels bestellbar, wo auch Infos für Konsument*innen und Produzent*innen zu finden sind.
Was bietet Demeter?
Demeter macht sich fürs Ganze stark: Nachhaltigkeit ist kein Schlagwort, sondern wird als Folge einer gesunden Kreislaufwirtschaft verstanden. Davon profitieren die Böden, die Pflanzen, die Tiere und die Menschen.
- Demeter-Milchkühe tragen ihre Hörner – kein Tier wird enthornt.
- Demeter-Kühe werden wesensgemäss gefüttert mit biodynamisch angebautem Futter (mindestens 80 % vom eigenen Hof; maximal 20 % zugekauftes Bio-Futter), kein bis maximal 5 % Kraftfutter.
- Bis 2030 bleiben alle biodynamischen Kälber mindestens 120 Tage auf dem Geburtsbetrieb oder einem biologisch-dynamischen Partnerbetrieb und werden erst mit erstarktem Immunsystem auf einen Mast- oder Aufzuchtbetrieb versetzt.
- Antibiotika wird nur im Notfall verabreicht, im Normalfall wird das Tier mir komplementärer Medizin versorgt.
- Respekt für alle Tiere von Beginn des Lebens bis zum Lebensende.
- Manche Demeter-Produzent*innen praktizieren die mutter- oder ammengestützte Kälberhaltung.
- Im Projekt „Rind im Glück“ wachsen alle männlichen und weiblichen Kälber auf dem Geburtshof auf, trinken bei der Mutter oder einer Amme und leben später auf einem biologischen oder biodynamischen Hof weiter.
- Demeter-Milch wird nicht homogenisiert, sie rahmt auf.
- Ultrahoch erhitzen und ESL-Milch (Erhitzen auf 85 bis 127 °Celsius) sind verboten.
Übersicht Milch-Labels
*Standardisierung: Rohmilch wird mittels Zentrifuge in Magermilch und Rahm getrennt, anschliessenden standardisiert, d.h. der Fettgehalt der Milch wird durch das Zusammenführen der Magermilch mit einem bestimmten Rahm-Anteil einheitlich eingestellt. Es gibt entrahmte, teilentrahmte oder Vollmilch mit definiertem Fettgehalt
**Homogenisierung: Die Milch wird mit hohem Druck durch feine Düsen gepresst, wodurch die Fettkügelchen zertrümmert und die Fettpartikel gleichmässig in der Milch verteilt werden