Die waadtländer Winzerfamilie Cruchon begeistert sich seit Generationen für Wein und Weinbau und gilt als Pionier in Sachen Innovation, Dynamik und Kreativität. Sie ist für viele Winzer ein Vorbild und setzt sich dafür ein, den Schweizer Weinbau zu erneuern und zu einem Thema zu machen. Im Bestreben, den Weinen ultimative Ausdruckskraft zu verleihen, wird auf der Domaine Henri Cruchon viel Energie darauf investiert, die qualitativen Ansprüche auf allerhöchstem Niveau zu befriedigen. Authentizität sowie Respekt vor der Natur und menschlichen Werten gehören zum Credo der Familie und haben sie vor mehr als zehn Jahren zur Biodynamik geführt.
Unsere Fragen hat Catherine beantwortet, die auf dem Weingut für Önologie, Multimedia und Marketing zuständig ist.
Catherine Cruchon, was ist in Ihrem Betrieb Demeter?
Auf unserem Weingut, der Domaine Henri Cruchon, wenden wir zwei verschiedene Weinbaumethoden an: unsere 12 Hektaren werden bis 2018 definitiv biodynamisch kultiviert. Wir arbeiten zudem mit einige Winzern zusammen, von denen zwei biodynamisch zertifiziert sind. Deren Weine keltern wir nach den Demeter-Richtlinien. Momentan sind fünf Weine biodynamisch zertifiziert, ab 2018 werden es auch diejenigen aus unseren Parzellen sein.
Was heisst Demeter für die Verarbeitungsprozesse? Wie bleibt die biodynamische Qualität der Trauben erhalten?
Im Keller praktizieren wir eigentlich schon längst „biodynamisch“, das heisst, wir keltern die Mehrheit der Weine ohne Hefe und ohne Enzyme. Wir achten immer auf eine strenge Trennung von Demeter- und anderem Wein. Demeter kommt immer zuerst …
Sie keltern für andere biodynamische Weinbauern Weine nach biodynamischen Richtlinien. Welches Interesse steht dahinter?
Wir haben eine Form von Betriebsgemeinschaft gebildet, die Maschinen usw. gemeinsam anschafft – das ist finanziell für alle Beteiligten interessant. Die 25-köpfige Cruchon-Mannschaft übernimmt jedoch die ganze Blätterarbeit und Weinlese und wir keltern den Wein. So haben wir schon jetzt Demeter-Weine im Angebot, wo wir selbst von unseren Parzellen her noch nicht ganz so weit sind.
Was überzeugt Sie am Label Demeter bzw. an der biodynamischen Anbauweise?
Die Weinqualität ist einfach sehr überzeugend. Diese resolut biologische Art der Kultivierung ergibt spektakuläre Resultate punkto Intensität und Vielfalt der Aromen. Würde sie das nicht, so hätten wir nicht umgestellt!
Aber die biodynamische Anbaumethode schafft es, dass die Traube das Terroir aufnimmt. Da spielt bestimmt eine Rolle, dass keine Herbizide und anorganische Dünger eingesetzt werden und die Böden durch die Bearbeitung durchlässiger sind. Die Rebe kann tiefe Wurzeln schlagen und sich wirklich selbst ernähren. Das alles hilft dem Wein.
Die Arbeit im Keller ist Kulturarbeit. Die Natur selbst würde einfach Essig produzieren. Die biodynamischen Richtlinien zwingen uns, alles so zu machen, dass der Wein seinen authentischen Charakter ausbilden und zum Ausdruck bringen kann. Ein bisschen ist das vergleichbar mit einer guten Erziehung, die das Kind darin unterstützt, sich selbst zu verwirklichen. Die biodynamischen Richtlinien sind sehr klug, gerade weil sie so strikt sind und keine Ausnahmen erlauben. Ich habe volles Vertrauen in sie.
Interessanterweise wird gerade beim Wein, der ja ein Genussprodukt ist, der biodynamische Vorteil deutlich spürbar. Vielleicht weil Geniesser eine besonders fein geschulte Sensorik haben?
Was ist problematisch, was könnte aus Ihrer Sicht verbessert werden?
Die Demeter-Zertifizierung kostet viel – und dieser Mehraufwand kann im Moment noch nicht durch einen höheren Preis gedeckt werden. Das grösste Problem jedoch (wenn auch nicht bei uns) sind Nachbarn, die konventionell arbeiten, weil dann immer ein genügend grosser Zonenabstand eingehalten werden muss.
Ein weiteres Problem ist die geforderte Bodenbearbeitung in etwas schief geneigten Lagen. Diese Parzellen können momentan ausschliesslich in Handarbeit gepflegt werden. Dafür brauchen wir die Entwicklung neuer Maschinen. Je erfolgreicher die biodynamischen Weine sind, desto schneller werden wir sie bekommen!
Ist das Label Demeter für den Absatz hilfreich?
Wir bezeichnen die Qualität mit den entsprechenden Logos in der Preisliste, im Online-Shop und auf der Flasche. Bis anhin ist „Demeter“ für Weinliebhaber noch kein Kaufargument, ja, vor wenigen Jahren war es sogar ein Argument, den Wein besser nicht zu kaufen. Natürlich beruhte das auf Vorurteilen. Aber je mehr Auszeichnungen wir erhalten, desto mehr können wir hoffen, dass der Aufwand auch einmal Früchte tragen wird.
Wenn Sie Ihr Unternehmen befragen wie der Bauer seinen Boden, was stellen Sie fest? Ist es im Gleichgewicht? Fehlt ihm etwas?
Oh, da gibt es viel Potential. Wir sind ständig daran, uns zu verbessern: Wie kann die Qualität gesteigert werden? Wie bekommen wir die Abläufe im Keller besser in Griff? Jedes Jahr kreieren wir neue Ideen und Projekte. Entwicklung ist unsere Hauptaufgabe … Es gibt kein Zurücklehnen.
Zum Schluss haben Sie einen Wunsch frei.
Ich wünsche mir, dass immer mehr Rebberge auf Bio oder Biodynamisch umstellen. Das bringt dem Weinland Schweiz etwas, und davon profitiert letztlich jeder.
Wir danken Catherine Cruchon für das interessante Gespräch und wünschen dem Unternehmen viel Erfolg und spannende neue Projekte.
Adresse: Domaine Henri Cruchon
Route du Village 32, 1112 Echichens
www.henricruchon.com