Der Kubu-Hof
Der Kubu-Hof wird als Gemeinschaft geführt und getragen. Eine der drei Betriebsleiter*innen ist Melanie Büetiger. Neben ihr leben und arbeiten auch Praktikant*innen, Lernende, Helfer*innen, Angestellte und Menschen mit Unterstützungsbedarf auf dem Hof.
Dazu kommt eine behornte Original-Braunvieh-Herde sowie Pferde, Esel, Ziegen, Schafe, Hühner, Gänse, Hunde und Katzen. Auf dem Kubu-Hof wird grossen Wert gelegt auf Tierwohl und eine achtsame und schonende Bewirtschaftung. Auf den Feldern im hügeligen Emmental wachsen Kartoffeln und Urdinkel, unten im Tal bei Zollbrück betreibt der Kubu-Hof einen Selbsternte-Garten mit einem liebevoll eingerichteten Selbstbedienungsladen. Das geerntete Gemüse und die Kräuter werden frisch genossen oder in der Einmachküche und in der Kräuterwerkstatt zu hochwertigen Produkten veredelt. Und: Auf dem Kubu-Hof kann man auch Ferien machen! Kubu-Hof
«Für mich bedeutet Würde einen achtsamen Umgang mit Mensch, Tier und Boden.»
Interview mit Melanie Büetiger
Melanie Büetiger, was mögen Sie an Ihrem Beruf besonders?
Melanie Büetiger: Ich liebe die Vielseitigkeit in meinem Beruf und die Arbeiten im Jahreszyklus. Im Frühjahr zieht es mich nach draussen und im Winter geniesse ich etwas mehr Zeit drinnen.
Was ist Ihr wichtigstes Arbeitswerkzeug und weshalb?
Mein wichtigstes Werkzeug ist die Pendelhacke. Sie ist in unserem Gemüse- und Kräutergarten unentbehrlich. Die Pendelhacke brauche ich, um Unkraut zu bekämpfen, den Boden zu lockern und um die Feuchtigkeit im Boden zu halten. Hacken ersetzt dreimal giessen!
Wie sind Sie zu Demeter gekommen, was überzeugt Sie an Demeter?
Ich bin per Zufall auf die biodynamische Landwirtschaftsausbildung gestossen. Anfangs war es ein Gefühl, das für diesen Weg sprach, später hat es sich bestätigt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe: Mich überzeugt die Kombination von Irdischem und Geistig/Feinstofflichem.
Was verbinden Sie mit dem Begriff «Würde», einem der zentralen Demeter-Werte?
Für mich bedeutet Würde einen achtsamen Umgang mit Mensch, Tier und Boden. Unser Hoforganismus wird so gestaltet und gelebt, dass Vielfalt, Kreativität im Umgang mit den Gegebenheiten, sorgsame Bodenpflege, artgemässer Umgang mit Pflanzen und Tieren und die Ganzheit des Mikro- und Makrokosmos im Fokus des Tuns stehen.
Hoftötung: Dem Tier in die Augen schauen
Demeter-Bäuerinnen und -Bauern schauen dem Tier in die Augen, auch wenn es um den Tod geht. Die Hoftötung ist eine Möglichkeit, die Würde der Tiere zu wahren. Wie beendet ein Tier sein Leben? Diese Frage ist eine der grossen Anliegen der Demeter-Produzent*innen. Das Tier soll am Ende seines Lebens so wenig Stress wie möglich und weder Angst noch Schmerz ausgesetzt sein. Deswegen wird die Hoftötung gefördert, denn sie erlaubt, dass Demeter-Produzent*innen ihre Tiere respektvoll begleiten können bis zum Schluss. Im Vergleich zur herkömmlichen Schlachtung bleiben den Tieren damit die Lebendtransporte und Wartezeiten in den Schlachthöfen erspart. Dies wirkt sich positiv auf die Stressbelastung der Tiere und somit auch auf die Fleischqualität aus. >> Hoftötung bei Demeter Schweiz
Einer der Höfe, auf denen die Hoftötung betrieben wird, ist der Kubu-Hof. Als die Betriebsleiter*innen den Hof 2020 übernahmen, haben sie gleich auch das Patent zur Hoftötung beantragt. Seitdem werden fünf bis sechs Mal im Jahr Tiere auf dem Hof getötet. Melanie Büetiger erzählt, weshalb sich das Team für die Hoftötung entschieden hat.
Melanie Büetiger, weshalb wird auf dem Kubu-Hof die Hoftötung praktiziert?
Melanie Büetiger: Wir wollen unseren Tieren den Stress beim Verladen und die Übergabe in fremde Hände ersparen. Die Tiere sollen in ihrem gewohnten Umfeld sterben, mit Sicht zu ihrer Herde. Zudem wollen wir unsere Tiere von der Geburt bis zu ihrem Tod begleiten.
Welche Erfahrungen haben Sie mit der Hoftötung gemacht?
Die Hoftötung ist sehr emotional. Es fühlt sich für uns jedoch viel besser an, als unsere Tiere zu einem Schlachtbetrieb zu fahren. Seit letztem Jahr habe wir auch die Bewilligung zur Hoftötung von Kleinwiederkäuern. Für uns stimmt diese Entscheidung, wir würden nie mehr zu der konventionellen Schlachtung wechseln wollen.
Wie ist Ihre Erfahrung: Interessieren sich die Kund*innen für die Hoftötung?
Ich habe das Gefühl, dass es bei den Kund*innen noch Aufklärung bedarf betreffend der Hoftötung. Die Kund*innen, die sowieso sehr auf das Tierwohl achten, schätzen die Hoftötung.