Bauernfamilien sowie Winzerinnen und Winzer können sich mittels Agroforst die positiven Eigenschaften von Bäumen und Sträuchern zu Nutze machen, indem sie diese Pflanzen gezielt in ihre Kulturen integrieren. Ende Januar wurden am landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg in Gränichen AG die fünf Gewinnerprojekte des Förderpreises Agroforst Aargau geehrt.

Der Landstatthalter Markus Dieth, der Leiter Landwirtschaft Matthias Müller und Agroforst Jury-Mitglied Simon Egger gratulierten den Preisträger*innen. Foto: Foto Basler

Quelle: Medienmitteilung Kanton Aargau vom 30.01.2023

Eine Jury von sieben Fachleuten wählte aus zwölf Projekten die fünf Preisträgerinnen und Preisträger aus. Das Preisgeld beträgt je 10000 Franken. Es besteht keine Rangfolge. Mit dem Förderpreis Agroforst Aargau unterstützt der Kanton innovative Klimaprojekte in allen Wirtschafts- und Gesellschaftsbereichen mit einer Anschubfinanzierung.

Klima-Anpassung und Biodiversitätsleistungen

Regierungsrat und Landwirtschaftsdirektor Markus Dieth sagte im Rahmen der Prämierung vom 27. Januar, dass «die prämierten Projekte anschaulich zeigen, wie wir die landwirtschaftliche Produktion im Aargau an klimabedingte Extremwetterlagen anpassen können. Im Fokus stehen die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit, die Ertragssicherung sowie die Tiergesundheit. Alle drei Aspekte werden durch die Integration von Gehölzen ins Produktionssystem positiv beeinflusst.» Darüber hinaus bringen Agroforst-Systeme Mehrwerte für die Biodiversität und die Landschaft.

Das Ziel des Förderpreises ist es, bestehendes Agroforst-Know-how im Aargau zu stärken und neues Wissen dazuzugewinnen. Auf den prämierten Betrieben werden Kurse und Flurgänge stattfinden, damit weitere interessierte Landwirtinnen und Landwirte von den Erfahrungen profitieren können. Alle Betriebe werden durch die Agroforst-Spezialistin Mareike Jäger beraten. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL begleitet das Projekt mit der Erstellung von Informationsmaterialien. Die Gewinnerbetriebe werden unter anderem in Videobeiträgen porträtiert.

Gewinnerinnen und Gewinner

Demeter-Winzer Hoss Hauksson aus Rüfenach plant eine Vielfalt im Rebberg mit Bäumen, Sträuchern, Kräutern und Schafen: Die mit den Reben kombinierten Gehölze und Kräuter scheiden Wurzelstoffe aus, welche nützliche Bodenorganismen fördern. Die mikrobiellen Prozesse im Boden beeinflussen die Toleranz der Reben gegenüber Hitze, Trockenheit und Krankheiten. Die aromatischen Kräuter wirken sich positiv auf die Gesundheit und Fleischqualität der Schafe aus. >> Haukssonweine (Hoss Hauksson, Rüfenach)

Pirmin Adler aus Oberrüti etabliert eine Weidehaltung mit Nutzhecken: Die Weiden für Rinder und Freiland-Poulet sind durch Streifen mit Gehölzen unterteilt, die den Tieren Schatten, Nahrung und Beschäftigung bieten. Die Hecke besteht aus hochwertigen Futtergehölzen, an denen sich die Rinder selbst bedienen können. Die Heckenbiomasse wird regelmässig geerntet und als Hackschnitzel in die Betriebskreisläufe integriert.

Thomas Keller aus Endingen will Ackerbau zwischen Baumreihen betreiben: Baumreihen auf den Ackerflächen schützen bei Starkniederschlägen vor Erosion und Nährstoffauswaschung. Auch Wind und Hitze werden reduziert, was den Boden vor Austrocknung bewahrt. Dadurch bleiben die Bodenlebewesen aktiv, wovon die Ackerkulturen profitieren.

Bei Rolf Treier vom Bözberg geht es um Wertholz-Alleen, Mostobst und Biodiversität: Auf dem Betrieb entstehen Baumalleen, ein Hochstamm-Obstgarten sowie Strukturen zur Förderung der Biodiversität. Mit dem Heranziehen hochwertiger Stämme zu Furnier- und Möbelholz entsteht ein Generationenprojekt, das langfristig Kohlenstoffdioxid bindet und dem Betrieb zukünftig neue Einkommensquellen erschliesst.

Karin und Thomas Wüthrich aus Elfingen erweitern ihre Ziegenweide mit Futterhecken und Bäumen: Die Ziegen dürfen sich an Teilen der Hecke bedienen. Die Inhaltsstoffe schützen vor Darmparasiten. Bei Hitzeperioden bleiben Luft- und Bodenfeuchtigkeit dank der Gehölze länger erhalten. So wächst auch im Hochsommer frisches Gras nach und die Tiere finden Abkühlung.