Auf dem Hof getötete Tiere haben nachweislich zwanzigmal weniger Cortisol (Stresshormon) im Blut als bei einer Tötung im Schlachthof. Die Hoftötung ist somit nicht nur tierfreundlicher, sondern sie erhöht auch die Fleischqualität.
Seit Juli 2020 ist die Hof- und Weideschlachtung in der Schweiz unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Immer mehr Produzent*innen lassen ihre Tier bis zum Schluss auf dem Hof bleiben.

Spengler Neff A., Probst J. K. und Knösel M. | Agrarforschung Schweiz 14, 90–95, 2023

Hoftötung ‒ weniger Stress, mehr Tierwohl

Wenn Nutztiere im Schlachthof getötet werden, sind sie vorher verschiedenen Stressfaktoren ausgesetzt, zum Beispiel der Trennung von der Herde, dem Transport, dem Zusammentreffen mit unbekannten Tieren und Menschen, oft langen Wartezeiten in ungewohnter und enger Umgebung sowie ungewohnten Geräuschen und Gerüchen. Eine Möglichkeit, den Stress zu minimieren, ist die Tötung der Tiere auf dem Hof und der Transport der entbluteten Tiere zu einem Schlachthof für die Verarbeitung. Die Hoftötung und die Weidetötung sind in der Schweiz seit Juli 2020 und in der EU seit März 2021 erlaubt. Rund hundert Schweizer Betriebe haben die dafür nötige Zulassung bisher eingeholt.

Eine neue FiBL Studie vergleicht die Schlachtungen von zwei Gruppen von elf und zehn Masttieren vom gleichen Betrieb: Die Tiere der ersten Gruppe wurden im Schlachthof getötet, die der zweiten Gruppe auf dem Hof. Die Umweltbedingungen vor dem Schlachttag waren für alle Tiere vergleichbar. Kurz vor dem Betäuben wurde das Verhalten der Tiere beobachtet und während des Entblutens wurden Blutproben entnommen.

Schlachthof: Stresshormon Cortisol bis zwanzigmal höher

Die Gehalte der stressanzeigenden Parameter Cortisol, Lactat und Glucose im Blut von im Schlachthof geschlachteten Tieren waren signifikant höher als die Gehalte der auf dem Hof getöteten Tiere. Der Cortisolgehalt ‒ das wichtigste Merkmal zur Messung von physiologischem Stress ‒ lag im Schnitt im Schlachthof zwanzigmal höher als bei den Hoftötungen. Das ist ein unerwartet grosser Unterschied; eine Studie von 2017 hatte einen zehnmal höheren Durchschnittswert ergeben.

Ruhiges Verhalten unmittelbar vor dem Betäuben kam nur bei Hoftötungen vor, unruhiges und nervöses Verhalten kamen im Schlachthof mehr als doppelt so oft vor wie bei Hoftötungen. Diese Ergebnisse belegen, dass Hoftötungen eine Minimierung von Tierstress ermöglichen.

Fazit

  • Die stressanzeigenden Parameter im Blut und das Verhalten der Tiere bei den Hoftötungen belegen ein deutlich geringeres Stressniveau und damit ein besseres Tierwohl als bei der Tötung im Schlachthof. Deshalb sind Hoftötungen zu empfehlen.
  • Weitere Untersuchungen in verschiedenen Schlachthöfen und mit unterschiedlichen Systemen der Hoftötung wären sinnvoll, um die stressauslösenden Faktoren noch besser zu erkennen, so dass sie vermeidbar werden.
  • Stress vor der Schlachtung kann auch zu verminderter Fleischqualität führen. Der Zusammenhang von Fleischqualität und Stress ist durch viele Studien belegt. Hingegen fehlen Untersuchungen zur Fleischqualität in Abhängigkeit von den Schlachtmethoden weitgehend.

Weiterführende Infos zu Hoftötung

Wo ist Fleisch von Demeter-Tieren aus Hoftötung erhältlich?

  • Immer mehr Demeter-Tiere bleiben bis zum Schluss auf dem Hof. Eine Liste in Bearbeitung finden Sie hier. Erkundigen Sie sich auch direkt bei den Produzent*innen in Ihrer Nähe > Hoffinder/Fleisch 
  • Demeter-Fleischpakete von Betrieben mit Hoftötung finden Sie im Coop-Onlineshop