Hat, was wir essen, tatsächlich einen Einfluss darauf, wie wir uns fühlen? Lässt sich die Wirkung eines Lebensmittels wissenschaftlich feststellen? Und wenn ja, wie? Diese Frage stellt sich besonders bei der Lichtwurzel oder Lichtyam, von der Rudolf Steiner sagte, dass sie in Zukunft für die Ernährung der Menschen eine aufhellende Ergänzung zur Kartoffel sein könnte.
Ob Karotte, Basilikum oder Apfel, jedes Gemüse, jede Frucht, jedes Kraut hat einen eigenen Charakter. Die spezifische Zusammensetzung der Inhaltsstoffe zu bestimmen, ist heute kein Problem und wissenschaftlich unbestritten. Aber wie kommt man zu einer Beschreibung der Wirkung eines Lebensmittels auf der physischen, emotionalen und vielleicht sogar geistigen Ebene? Die Wirksensorik ist eine Möglichkeit, über das Verkosten eines Lebensmittels diese Wirkungen individuell wahrzunehmen und zu beschreiben. Wenn viele Menschen in Blindversuchen dieselben Wahrnehmungen haben, kann man darauf schliessen, dass dies eine charakteristische Wirkungsweise eines Lebensmittels ist. Durch die Erfassung der Beobachtungen mit einem standardisierten Fragebogen lassen sich – wie in einem Sensoriktest – auch wissenschaftlich belastbare Ergebnisse erzielen.
«Hinter dem Geschmack»
Die von Dr. Uwe Geier begründete Wirksensorik bezeichnet die Beobachtung der seelisch-körperlichen Wirkung von Lebensmitteln. Diese Effekte lassen sich unterscheiden von kurzfristigen Geschmackseindrücken und persönlichen Vorlieben. Die wirksensorische Ebene kann auch bezeichnet werden als die Wirkung hinter dem Geschmack. Unterdessen gibt es wissenschaftliche Untersuchungen, die sich mit diesem Phänomen befassen. Auch das Institut selbst hat einige bemerkenswerte Studien veröffentlicht. Die wirksensorische Methode öffnet ein weites Feld mit neuen Massstäben für Lebens(mittel)qualität.
Wissenschaftliche Resultate sind immer vom Tester beeinflusst
Die Wirksensorik baut darauf auf, dass der Mensch seine Wahrnehmungsfähigkeit schulen und verfeinern kann und so selbst zu einem immer genaueren Messinstrument wird. Aber bereits Laien können differenzierte Wahrnehmungen machen. Das mag phantastisch klingen, aber sobald man sich selbst auf das Experiment einlässt, beginnt man über sich selbst und die eigenen differenzierten Wahrnehmungsmöglichkeiten zu staunen. Der Schlüssel dazu ist eine achtsame Vorgehensweise.
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Wirksensorische Selbsterfahrung aus einem Seminar
«Ich schliesse die Augen, entspanne und zentriere mich. In einer kurzen Achtsamkeitsübung kommt das Gedankenkarussell zur Ruhe. Nacheinander bekomme ich drei Proben zum Kosten, jede flüssig, weiss und kühl. Bei jeder Probe horche ich in mich hinein: Was passiert? Wo im Körper nehme ich mich besonders stark wahr? Wie ist die Empfindung, wie die Stimmung? Ich notiere die Ergebnisse jeweils kurz. Dabei geht es nicht ums Schmecken, um Mögen/Nichtmögen oder das Erkennen, was es ist, sondern einzig um das Beobachten der Wirkung.
Auf meinem Zettel steht:
1 Eine klare Kühle im Kopfbereich, Wachheit
2 Ein diffuses Gefühl im ganzen Körper, kalt, unangenehm, dunkel
3 Ein warmes helles Gefühl in de Herzgegend, weit und geborgen zugleich
Die Auflösung ergibt, dass es sich um 1) Hafermilch, 2) Sojamilch und 3) Kuhmilch gehandelt hat. Beim nachfolgenden Austausch wird klar, dass die meisten Teilnehmenden ähnliches beobachtet haben, aber beispielsweise ein veganer Teilnehmer mit ausgeprägter Milchallergie zu ganz anderen Resultaten kommt.»
Ein Beispiel: Wrksensorische Prüfung von Dioscorea batatas (Lichtyam)
Dr. Uwe Geier führte auf einem Seminar für Mitarbeiter einer Stiftung einen wirksensorischen Test mit Lichtyam durch. Die eine Probe enthielt Rübenzucker mit 2% Dinkelmehl, die andere Rübenzucker mit 2% Dioscorea batatas/Lichtwurzel. Die Probenunterschiede waren den Seminaristen nicht bekannt, geschmacklich konnte kein Unterschied festgestellt werden.
Fazit der Prüfung
Der Zusatz von 2% Dioscorea batatas (Lichtyam oder Lichtwurzel) statt 2% Dinkelmehl in Bio-Rübenzucker führt zu einem signifikant unterschiedlichen Erlebnis bei den Seminarteilnehmer*innen. Der Zucker mit Dioscorea batatas Zusatz wird deutlich positiver bewertet. Ein grosser Unterschied zeigt sich beim Einzelmerkmal hell-dunkel, d.h. der Dioscorea batatas führt zu einem Erlebnis von Helligkeit. Auch in den Skalen, den Zusammenfassungen von je fünf Einzelmerkmalen des Fragebogens, wird der Zucker mit Dioscorea batatas-Zusatz signifikant oder hochsignifikant besser beurteilt. Die aufgefundenen Effekte sind bemerkenswert, weil die Teilnehmer*innen über keine bzw. kaum Erfahrung mit der wirksensorischen Wahrnehmung verfügten.
- Der Prüfungsbericht kann hier als PDF heruntergeladen werden: > Wirksensorische-Prüfung (Empathic-Food-Testing)
- Interview mit Ortwin Schönholzer, Demeter-Anbauer von Lichtwurzeln
- Website Wirksensorik