Eugene J. Helbling gründete 1955 das Unternehmen, in dem er ein Produktionsverfahren für die Sprühtrocknung von gerösteten Frucht- und Getreidekaffees entwickelte. Seit 1990 ist Multi-Extrakt AG spezialisiert auf die Beschaffung und Verarbeitung der Rohstoffe aus kontrolliert biologischem und biologisch-dynamischem Anbau.
Multi-Extrakt AG produziert Getreidekaffees für Grosshändler, die die Kaffees jeweils unter der eigenen Handelsmarke verkaufen. Jede dieser Handelsmarken steht für ein exklusives, klar definiertes Rezept mit unverwechselbarem Geschmack und Aroma. Die Rezepte sind Eigentum der Multi-Extrakt AG.

René Mosimann von Multi-Extrakt AG

Die Fragen unseres Interviews beantwortete René Mosimann, Mitglied der Geschäftsleitung.

Herr Mosimann, was ist in Ihrem Betrieb Demeter?

Unser Betrieb ist seit 1996 demeter-zertifiziert und für die Demeter-Produkte verwenden wir ausschliesslich demeter-zertifizierte Zutaten. Unser schonendes Extraktions- und Sprühtrocknungsverfahren garantiert ein behutsam produziertes Instantprodukt.

Wie entsteht Ihr Produkt?

Das Produkt ergibt sich aus einer ausgewählten Getreidemischung (Roggen, Gerste, Malz), aus Zichorien, Feigen und Eicheln. Jeder Bestandteil wird bei unterschiedlichen Temperaturen separat geröstet. Der Röstvorgang allein verwandelt die Rohstoffe in ein Genussmittel mit unverwechselbarem und kaffeeähnlichem Aroma.

Ohne „Gspüri“ beim Rösten, Mischen und Extrahieren geht gar nichts

Um den beliebten sofortlöslichen Getreidekaffee zu erhalten, werden die gerösteten Zutaten gemäss Rezepturvorlage zusammengemischt und dann extrahiert, d.h. sie werden in eine Reihe miteinander verbundener Edelstahlgefässe eingefüllt, wo sie von ca. 80°C heissem Wasser durchflutet werden. Jeder dieser Arbeitsschritte setzt Erfahrung und ein Gespür für die Materie voraus. Der austretende, dunkelbraune Saft, Auszug oder Extrakt genannt, enthält die Inhaltsstoffe der gerösteten Rohware. Nach kurzer Ruhe in einem Sammelbecken wird der Extrakt zur Trocknung zu einem Sprühturm gepumpt. Der Extrakt wird nun von oben als feiner Nebel in die heisse Luft eingesprüht. Während die winzigen Safttröpfchen in der Heissluft absinken, verdunstet das Wasser. Im Auslauf sammeln sie sich als feinkörniges, gut rieselfähiges und sofort lösliches Pulver.

Der Getreidekaffee ist glutenfrei, da Prolamine und Glutamine, die zusammen das Gluten bilden, nicht wasserlöslich sind und deshalb mit den Extraktionsrückständen ausgeschieden werden. 

Der Sprühturm, eine Erfindung des Firmengründers E. J. Helbling

Wie beeinflussen die Demeter-Richtlinien die Verarbeitungsprozesse? Was tun Sie, damit die biodynamische Qualität erhalten bleibt?

Dank den Demeter-Richtlinien hinterfragen wir unsere Verarbeitungsprozesse laufend auch mit der Bio-Kontrollstelle und versuchen, die natürliche Umarbeitung der Rohstoffe zu einem Instantprodukt zu erhalten.

Wo findet man Ihren Getreidekaffee im Handel?

Wir produzieren unseren Demeter-Getreidekaffee für verschiedene Brands – unter unseren eigenen Marken führen wir zur Zeit keine Demeter-Produkte, da wir selbst keine Marketingabteilung haben. „Unsere“ Demeter-Getreide- und Dinkelkaffees finden Sie jedoch überall in allen guten Bio-Läden.
Nur ein kleiner Teil der Produktion wird in der Schweiz konsumiert: Hauptsächlich werden die Getreidekaffees aus dem Emmental nach Frankreich, Deutschland, Italien sowie die Benelux-Länder exportiert, aber auch ins übrige Europa und nach Übersee .

Was überzeugt Sie am Label Demeter?

Am Demeter-Label überzeugt uns der ganzheitliche Gedanken der Landwirtschaft.

Was ist problematisch, könnte aus Ihrer Sicht verbessert werden?

Als kleine Firma mit weniger als 10 Vollzeitstellen ist es für uns eine Herausforderung, die umfangreichen Anforderungen in Bezug auf rechtliche Vorgaben und die detaillierten Analysen zu bewältigen. Auch wünschen wir uns, dass die Abdrift-Thematik der Pestizide deutlicher thematisiert wird und damit ins gesellschaftliche Bewusstsein rückt.

Gibt dem Getreidekaffee eine besondere Note: die Wegwarte

Wird das wachsende Bewusstsein im Bezug Ernährung und Nahrungsmittelqualität für Ihren Betrieb spürbar? Wie?

Wir bekommen vermehrt Rückfragen von Konsumenten über die Herkunft der Produkte, über Allergene, Unverträglichkeiten usw.

Was antworten Sie dem Konsumenten, wenn er Ihre Demeter-Produkte zu teuer findet?

Da Demeter-Produkte eine ganzheitliche Ansicht vom Anbau über die Verarbeitung fördern, finden wir die Preise für alle Stufen gerechter. Es findet keine Ausbeutung auf den verschiedenen Handelsstufen statt, sondern alle Demeter-Betriebe versuchen im Dialog ein faires Leben für alle zu gewährleisten. Die hohe Qualität unseres Demeter-Getreidekaffees kann nur mit einem höheren Preis erreicht werden.

Welches Interesse steht dahinter, ein Demeter Verarbeitungsbetrieb zu sein?

Unser Interesse gilt der ökologischen Zukunft, welche unabdingbar für ein weiteres Existieren unserer Welt ist. Ein vielleicht kleines, aber eben nicht unbedeutendes Glied in dieser Zukunftsbewältigung ist aus unserer Sicht die Demeter-Welt.

Ist Ihr Unternehmen im Gleichgewicht? Fehlt ihm etwas?

Als Kleinbetrieb ist man immer mit den Mitarbeitern in Kontakt, mit dem Ziel, ein Gleichgewicht zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer*innen zu finden. Denn das gewährleistet die gleichbleibend hohe Qualität unserer Produkte.

Zum Schluss haben Sie einen Wunsch frei.

Für unser Weiterbestehen wünschen wir uns, dass die Gesetzgebung nicht an der Realität vorbei handelt, sondern die realen Probleme der Kleinfirmen berücksichtigt, die die Gesetzesflut kaum mehr bewältigen können.

Gerstenkörner – links unbehandelt, rechts geröstet

Vielen Dank, René Mosimann, für dieses aufschlussreiche Gespräch.