«Pacari» wurde 2002 von Carla Barbotó und Santiago Peralta in Ecuador gegründet mit dem Ziel, eine richtig gute Schokolade aus eigenen Kakaobohnen im eigenen Land herzustellen. Angesichts der damals völlig fehlenden Schokoladenkultur in dem Land mit einem der besten Kakaos war dies ein mutiges Vorhaben. Jahrelanges Lernen, Experimentieren, harte Arbeit beim Aufbau der ökologisch arbeitenden Landwirtschaftskooperativen und der kleinen Manufaktur bei Quito, der Hauptstadt Ecuadors, haben schliesslich eine ganze Serie von Schokoladen hervorgebracht, die heute weltweit in 42 Ländern erhältlich ist. Zahlreiche Auszeichnungen an internationalen Wettbewerben bestätigen den hohen Wert der Produkte.
Für den Import sowie das Marketing und den Verkauf in der Schweiz ist die noch ganz junge Firma von Juan Escobar zuständig. Seit Februar 2021 ist das Demeter-Schokoladensortiment auch in der Schweiz erhältlich.
Wir haben das Gespräch mit Juan Escobar, Inhaber des Importunternehmens, und seiner Partnerin Carmen Feller geführt.
Wie kam Pacari dazu, als absolute Novität Schokolade in Demeter-Qualität herzustellen?

Santiago Peralta, der Gründer von Pacari, lebte kurze Zeit in Deutschland und lernte da Demeter kennen. Die hohe Qualität der Produkte beeindruckte ihn und er interessierte sich für die Hintergründe. Zurück in Ecuador begann er sich für den Bioanbau von Kakao zu engagieren. Santiago wurde ein persönlicher Freund von René Piamonte, dem leider kürzlich verstorbenen Pionier der biodynamischen Landwirtschaft in Südamerika. Dieser unterstützte ihn während vielen Jahren bei der Umstellung auf den biodynamischen Anbau und beim Experimentieren, wie Demeter-Schokolade in Ecuador hergestellt werden könnte. 2012 war es soweit. Die erste Demeter-zertifizierte Schokolade war auf dem Markt.

Wie kamen Sie, Juan Escobar, zu Pacari? Welches ist Ihre Rolle?
Ich stamme aus Ecuador und bin erst seit 5 Jahren in der Schweiz. Ich habe Pacari in Ecuador kennengelernt. Dass ich heute als Ecuadorianer Pacari-Schokolade in der Schweiz verkaufen darf, ist eine Ehre für mich, die mich mit Stolz erfüllt.
Mein Hauptberuf ist Tennislehrer. Letzten Sommer haben wir ein Tasting gemacht, das Santiago auf der Website von Pacari anbietet. Wir waren sehr beeindruckt und fragten nach den Bezugsmöglichkeiten von Pacari-Schokolade in der Schweiz. Da es noch keine gab, begannen wir uns für den Import zu interessieren. Wir kamen mit dem Geschäftsleiter von Pacari ins Gespräch und erhielten später das Recht, Pacari in die Schweiz zu importieren. Danach durchliefen wir den Demeter-Zertifizierungsprozess und starteten mit dem Besuch von Läden, um diese von Pacari zu überzeugen. Seit Februar kann Demeter-Pacari-Schokolade in der Schweiz gekauft werden.

Hat es Mut gebraucht, diese Schokolade in das Schokoladeland Schweiz zu importieren?
Ja, es hat Mut gebraucht. Ich hatte ja keine Verkaufserfahrung, und ich spreche nicht perfekt Deutsch. Das Vorstellen der Produkte brauchte Mut, aber ein Erfolg am ersten Tag hat uns sehr motiviert.
Dank der vielen wirklichen Pluspunkte von Pacari können wir voll hinter dem Import dieser Schokolade stehen. Zum einen überzeugt uns Demeter, zum andern wird die Schokolade vollständig in Ecuador hergestellt, dem Land, aus dem der Kakao stammt. Wenn die Wertschöpfung im Land selbst bleibt, profitieren die Menschen dort und bekommen eine Zukunft in ihrem eigenen Land. Soziale und ökologische Werte stehen bei Pacari an erster Stelle, dann aber genauso ein gut funktionierendes Business. Die Schweizer*innen überzeugt es, nicht einfach in Entwicklungshilfe zu investieren, sondern eine gesunde Wirtschaft zu unterstützen, die im Land selbst viele Arbeitsplätze schafft.
Was motiviert Sie, sich für diese besonderen Produkte zu engagieren?

Uns beeindruckt an diesem Unternehmen, dass sie, obwohl Bio und Demeter in Ecuador nahezu unbekannt sind, in diesen Anbau investieren. Gewinne sind nicht selbstverständlich. Aber Santiago Peralta ist überzeugt, dass Bio und Demeter der richtige Weg sind für die Gesundheit von Menschen und Erde und es sich lohnt, die biodynamische Landwirtschaft auch in der eigenen Region bekannter zu machen.
Die Firma Pacari hat heute 80 Direktangestellte und mehr als 3000 Produzent*innen, zu denen eine enge Beziehung besteht. Darüber hinaus kann die Firma viele Aufträge an andere Betriebe vergeben … Die Devise ist, beschränkt zu wachsen, dafür aber Werte zu erhalten.
Vorher kannte Ecuador nur den Export von Banane, Kakao, Rohöl usw. Firmen wie Pacari haben einen enormen Vorbildcharakter. Sie motivieren andere Firmen, Rohprodukte ebenfalls im Land zu verarbeiten. Und: Die Ecuadorianer «können» Schokolade! Aber es braucht Geduld.
Wie muss man sich Ihre Zusammenarbeit mit dem Verarbeitungsbetrieb in Ecuador vorstellen?
Wir kommunizieren eng mit dem Geschäftsleiter über Distribution, Preise usw. Wenn es um die Philosophie geht, reden wir mit Santiago direkt, der zwar sehr beschäftigt, aber uns gegenüber sehr offen ist. Er freut sich wohl auch ein bisschen, den Schweizer Schokoladenmarkt aufzuwirbeln.
Welche Anforderungen stellt Demeter im Verarbeitungsprozess der Schokolade, damit die biodynamische Qualität der Ausgangsprodukte erhalten bleibt?
Mindestens 90 % der Zutaten müssen aus biodynamischer Produktion sein. Der Kakao und der Zucker sind Demeter-zertifiziert. In der Verarbeitung gibt es ansonsten keine besonderen Demeter-Richtlinien zu beachten.
Was überzeugt Sie am Label Demeter?
Für mich persönlich ist das Zusammenspiel zwischen Natur und Mensch sehr überzeugend, dass alles als grosses Ganzes gedacht wird. Und natürlich sind auch die sehr hohen sozialen Massstäbe für mich wichtig. Aus der Sicht der Kakaoproduzent*innen beeindruckt mich, dass die Methode nachhaltig ist und nicht langfristig ihre Lebensgrundlage zerstört.
Was ist problematisch, könnte aus Ihrer Sicht verbessert werden?
Demeter kann man leider nicht husch-husch erklären. Unsere Herausforderung ist es, Demeter interessierten Menschen kurz und bündig zu erklären.
Waren Sie schon konfrontiert mit dem Vorwurf, Pacari-Schokolade sei zu teuer?
Ehrlich gesagt nicht. Im Gegenteil, ich höre, dass die Produkte sogar teurer sein könnten. Aber für Santiago Peralta ist es wichtig, dass Demeter-Qualität nicht nur für die Bestverdienenden erschwinglich ist. Auch wenn eine Tafel Pacari Schokolade etwas kostet: Dahinter steht ein Mensch, der geradesteht für alles, vom Baum bis zum Endprodukt. Und das ist heute schon eher selten und den Preis wert.
Zum Schluss dürfen Sie wünschen …
Wir wünschen uns, dass mehr inspirierte und mutige Menschen wie die Pacari-Gründer denken und ökologische und soziale Werte oder innovative Veränderungen in die Wirtschaft bringen. Dies hat manchmal Auswirkungen bis in kleinste Details: Volle Kakaosäcke sind extrem schwer – bei Pacari wurde die Füllmenge halbiert, was die Rücken aller Beteiligten schont. Für unser Unternehmen wünschen wir uns, dass wir im Lauf der Zeit weitere gute Produkte von kleinen Produzent*innen aus Ecuador in die Schweiz importieren können.
Vielen Dank für dieses interessante Gespräch.
Infos
Mehr Infos auf pacarichoco.ch
Pacari-Schokolade sind aktuell an den folgenden Orten erhältlich:
- Onlineshop: www.pacarichoco.ch
- Vitus, Ankengasse 7, 8001 Zürich
- Eva’s Apples Reformhaus Wollishofen, Albisstrasse 50, 8038 Zürich
- Rägeboge BioMarkt, Rudolfstrasse 13, 8400 Winterthur
- Hallerladen, Länggassstrasse 30, 3012 Bern
- Bergs Hofladen, Alte Markthalle, Steinentorberg 20, 4051 Basel
- L’Ultimo Bacio Gundeli, Güterstrasse 199, 4053 Basel
Tastings: Carmen, Juan und Santiago bieten auch Online Degustationen für die Schweiz an. Tasting – Pacari Schweiz-Suisse-Svizzera. Termine auf Anfrage.