Was wir schon immer über Präparate wissen wollten

Ein Interview mit Walter Stappung, Autor von „Die Düngerpräparate Rudolf Steiners“, erschienen in der „Lebendigen Erde 3-2017 „. Das Gespräch führte Michael Olbrich-Majer.

Walter, Du bist schon seit Jahren intensiv mit den Biodynamischen Präparaten befasst – zunächst in der Herstellung und der Ausbringung als Service, in den letzten Jahren umfangreich recherchierend. Was fasziniert dich an den Biodynamischen Präparaten?
Sehr viel. Sonst würde ich mich damit nicht so intensiv befassen.

Wie kamst Du auf die Idee, so umfassend Informationen dazu sammeln?
Ursprünglich wollte ich mit den Präparaten öffentliche Aktionen machen. Doch ich merkte, dass bei den Biodynamikern zu viele Grundlagen fehlen, um mit den Präparaten richtig arbeiten zu können. Uli König vom Forschungsring meinte mal, dass uns im Bereich der Präparate eine umfassende Grundausbildung fehlt. Und dass sich die biodynamische Bewegung lebenslang wie eine Selbsthilfegruppe damit abmüht, mit dieser Unzulänglichkeit fertig zu werden. Mein Buch ist die schriftliche Grundlage für Selbststudium, Aus- und Weiterbildung und auch für die Kommunikation weltweit in allen Fragen die die Präparate betreffen.

Eine seriöse Zusammenfassung des Buches in drei Sätzen …?
Auch für die Präparate gilt: Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es! Als Historiker will ich die Leistungen unserer Vorgänger würdigen. Als Ethnologe beschreibe ich die verschiedenen Tätigkeiten rund um die Präparate. Und Als Linguist versuche ich, die Sache verständlich auszudrücken.

Wie fandest Du zu den Präparaten?
Als ich in Basel studierte, kam ich mit Anthroposophen in Kontakt. Eigenartige Leute waren das. In der Buchhandlung am Goetheanum in Dornach fand ich Rudolf Steiners Landwirtschaftlichen Kurs. „Genau so muss es sein“, war mein Eindruck von den Präparaten, die er beschrieb. Ich lebte damals vegan auf der Grundlage von Naturkost mit Vollkorn, was Ökologie mit Gesundheit verbindet. Nach der Lektüre des LK war mir klar, dass wir nur mit Hilfe der Präparate Nahrung mit Qualität schaffen können. Aber für die Präparate brauchen wir die Kühe, und wenn es nur einige wenige sind.
Was ich meistens wahrnehme, ist eine Veränderung in der Nahrungsqualität. Nicht nur Geschmack und so, sondern mehr Ausdauer, bessere Konzentrationsfähigkeit etc. Das ist aber ganz unterschiedlich. Ich engagierte mich für einige Jahre im Aufbau des Handels mit Demeter- und Bio-Produkten. Durch Mitarbeit im Vorstand eines Konsumentenvereins zur Förderung der Biologisch-Dynamischen Wirtschaftsweise habe ich viele Bauern kennengelernt. Viele wussten nicht, wie die Präparate flächendeckend anzuwenden wären. Ich wusste das auch nicht, fand aber die Forderung eine gute Sache, kaufte eine Rückenspritze und half beim Rühren und beim Spritzen der Präparate. So konnte ich Erfahrungen sammeln unter verschiedensten Umständen und auch verschiedene Spritzen, Düsen etc. testen. Bald musste ich auch bei der Herstellung helfen. Letzteres führte ich auch weiter als meine Gesundheit die Spritzarbeit nicht mehr ertrug.

Wie lange hast Du für Dein ziemlich umfangreiches Buch recherchiert? Und wo z.B.?
1994 bin ich in die Arbeit mit den Präparaten eingestiegen. Seither habe ich immer eigene und fremde Erfahrungen gesammelt, Versuche gemacht, die Arbeiten mit Fotos dokumentiert. Damit konnte ich auch im Winter vertiefter den Fragen nachgehen, konnte erfahrene Kollegen und Fachleute um ihre Meinung fragen. Die erste Broschüre zum Thema habe ich 2000 publiziert. 2010 habe ich wieder über einzelne Teilaspekte intensiver zu recherchieren begonnen. Ich habe aber bald gesehen, dass ich das Gesamte in Angriff nehmen muss, da ich mich sonst zersplittert hätte.

Recherche ist das Eine, praktische Erfahrung ist das andere …
Nur dadurch, dass ich verschiedene Verfahren praktisch gelernt habe, kann ich sie vergleichen und einordnen. Hätte ich nicht insgesamt tausende von Hektaren gespritzt (zu Fuss!) und wäre ich nicht Meister z. B. darin, den Darm sauber vom Gekröse zu trennen, hätte ich dieses Buch nie schreiben können.
Das hat eigentlich schon als Kind angefangen. Ich bin in der Kleinlandwirtschaft aufgewachsen, habe überall mitgearbeitet. Meine Eltern hatten einen grossen Garten, etwas Land, eine Ziege, ein Schwein, Hühner, Kaninchen und Reben. Im Rebbau lernte ich einiges über Spritztechnik und habe auch eine Spritzmittelvergiftung überlebt. Mein Schwergewicht lege ich auf die Frage der Machbarkeit. Ich habe mir mehrere Methoden angeeignet und erlebt, dass die eine am einen Ort besser sein kann und die andere am anderen Ort.

In wie vielen Ländern warst Du? Und welche Quellen hast Du ausgewertet?
In der Schweiz war das für mich der Besuch von Präparatekursen, die praktische Arbeit wie Rühren und Spritzen im Auftrag, die Herstellung der Präparate in praktisch der ganzen Schweiz. Hinzu kamen Literaturrecherchen in öffentlichen Bibliotheken, in Bibliothek und Archiven am Goetheanum. In Deutschland war ich öfters in Darmstadt zu den Präparatetreffen bzw. zur Recherche im Archiv des Forschungsrings und bei den Kursen der internationalen Präparatezentrale in Mäusdorf. Ähnlich war ich in England, Niederlande, Dänemark, Italien, Neuseeland unterwegs: Literaturrecherche in öffentlichen Bibliotheken, die biologisch-dynamische Zeitschriften archivierten bzw. in den Archiven der biologisch-dynamischen Organisationen. Bei Hugh Courtney in USA und bei Peter Proctor in Indien besuchte ich deren Präparate-Kurse, wie auch in Frankreich bei Pierre und Vincent Masson, dort recherchierte ich auch im Büro in Colmar. In Australien war ich noch nicht. Ich habe aber schon zusammen mit Alex Podolinsky eine Rührmaschine eingestimmt.
Biologisch-Dynamische Literatur konnte ich auswerten aus Ägypten, Australien, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Grossbritannien, Indien, Italien, Kanada, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Polen, Österreich, Russland, Schweden, Spanien, Südafrika, Ungarn, USA, und der Schweiz konsultiert, insgesamt über 4500 Quellen. Seit der Gründung im Jahre 2002 bin ich aktiv beim internationalen Arbeitskreis Biologisch-Dynamische Präparate dabei, der sich regelmässig meist nach der Tagung trifft. Da kommen Leute aus aller Welt zusammen.

Was hat Dich beeindruckt bei Deiner Recherche? Besondere Effekte, oder Variationen bzw. oder Spezialanwendungen der Präparate?
Darauf konzentriere ich mich nicht. Ich schaue darauf, dass die Sachen gemacht werden, dass sie besser gemacht werden und dass sie machbar sind. Dazu soll mein Buch eine Hilfe sein.

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Walter Stappung: Die Düngerpräparate Rudolf Steiner. Herstellung und Anwendung. Selbstverlag, CH-Rüfenacht 2017, 632 S., ISBN 978-9521944-3-0, mit Quellenband: CHF 128.– (ohne 112.-)

Bezug Schweiz: Im Demeter-Shop oder direkt beim Autor.
Bezug Deutschland: Forschungsring für Biol.-Dyn. Wirtschaftsweise, Brandschneise 5, D64295 Darmstadt, 06155 8421-0, Fax. = -25, E-Mail