Demeter Geschäftsstelle / Juli 2024
Petra und Koni Langhart stellten ihren Bauernhof in Oberstammheim innert weniger Jahre radikal um – von konventioneller auf biodynamische Landwirtschaft.
«Die Böden waren nach über 40 Jahren konventionellen Ackerbaus am Anschlag, immer mehr Dünger, immer weniger Ertrag», erzählt Landwirt Koni Langhart. Er hatte den Betrieb mit 31 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche von seinem Vater übernommen. Die Landwirtschaft war intensiv, die Böden ausgelaugt. Koni Langhart erinnert sich: «Irgendwann fing ich an, alles zu hinterfragen.»
Eindrückliche Veränderungen
2015 kam mit Petra Langhart die Liebe und eine Aufbruchstimmung auf den Hof. Die Goldschmiedin und Immobilienspezialistin ist eine Quereinsteigerin in die Landwirtschaft. Sie brachte den frischen Blick, Koni Langhart seine langjährige Erfahrung. Er erinnert sich: «Mir war schon länger klar, dass es mit meinen Böden so nicht weitergehen kann. Und der Betrieb hatte schon immer viele Biodiversitätsförderflächen.» Darum lag die Entscheidung nahe, auf biologische Bewirtschaftung umzustellen. Aus dem konventionellen Bauernhof wurde der Biohof Trottengarten. Das war 2017.
Der nächste grosse Schritt
Die positiven Auswirkungen der Umstellung gaben ihnen recht. Petra Langhart: «Es war eindrücklich, zu sehen, wie sich der Betrieb entwickelte und veränderte.» Von den ersten Erfolgen beflügelt, forschten Petra und Koni Langhart weiter. Sie schauten sich die biologisch-dynamische Landwirtschaft genauer an. Koni Langhart erinnert sich: «Wir haben in dieser Phase tagelang diskutiert, wie es weitergehen soll.»
2022 wagten sie den nächsten grossen Schritt und stellten auf die biologisch-dynamische Landwirtschaft um. Nach langen Recherchen war Koni Langhart zur Überzeugung gelangt: «Demeter denkt Probleme zu Ende. Nichts wird einfach ausgeblendet».
Vielfältiger Betrieb
Der Betrieb im Zürcher Bezirk Andelfingen baut in vielfältiger Fruchtfolge Kartoffeln, Weizen, Hafer, Dinkel, Sonnenblumen, Zwiebeln, Karotten und Randen an. Daneben produzieren die Langharts Fleisch mit 18 Mutterkühen. Koni Langhart: «Wir werden die Anzahl der Tiere künftig wohl reduzieren. Unser Futter vom Hof muss auch in ausserordentlich trockenen Jahren ausreichen.»
Auf einem Hektar bauen Petra und Koni Langhart Senf an. Einen Teil der Ernte verarbeiten sie zu Senfspezialitäten. An Südhängen hinter dem Hof produzieren sie Wein. Besonders wertvoll für die Biodiversität: Langharts unterhalten rund 70 Hochstammbäume, mit denen sie Mostobst produzieren. Eine kleine Schafherde grast unwegsame Wiesenstücke und den Weinberg ab. Vier Laufenten sorgen für einen schneckenfreien Bauerngarten.
Wertvoller Austausch mit Gleichgesinnten
Wie haben die beiden den Zugang zur biodynamischen Landwirtschaft gefunden? Petra Langhart sagt: «Das Buch von Rudolf Steiners Landwirtschaftlichem Kurs (siehe Kasten, Anm. d. R.) ist komplex und für Laien schwer zugänglich. Wir treffen uns mit anderen, erfahreneren Menschen in einem Lesekreis und diskutieren über die Texte.»
Auch die biodynamischen Präparate stellen Petra und Koni Langhart gemeinsam mit anderen Landwirt*innen her. Koni Langhart: «Wir haben einen regen Austausch. Das ist sehr wertvoll für uns, die wir noch wenig Erfahrung haben.»
«Die Böden leben wieder.»
Koni Langhart sagt von sich, er sei kein Anthroposoph und fügt lachend hinzu: «Diese Woche werde ich zum ersten Mal das Goetheanum in Dornach besuchen.» Was ihn überzeuge, sei das, was er auf seinem Land sehe: «Die Böden leben wieder, weil nicht alles totgespritzt wird. Überall gibt es Insekten und Nützlinge.»
Ein riesiger Wandel
Der Weg, den Petra und Koni Langhart gegangen sind, ist beeindruckend. Von der konventionellen Landwirtschaft zur biodynamischen Landwirtschaft ist der Weg im Kopf noch viel länger als jener auf dem Feld. Koni Langhart sagt dazu: «Mir fallen die Veränderungen weniger auf, da ich mittendrin stehe. Aber wenn Leute von aussen kommen, stellen sie einen riesigen Wandel fest, vor allem bei mir selbst.»
Was Koni Langhart früher alles allein gemacht hat, teilt er heute mit anderen Menschen. Mittlerweile arbeiten vier Angestellte auf dem Betrieb mit. Petra Langhart sagt: «Während andere in unserem Alter langsam ans Aufhören denken, geben wir Gas und packen neue Projekte an.» Ihr letztes Projekt ist äusserst gelungen: ein moderner, liebevoll gestalteter Hofladen, der teilweise sogar bedient ist. Zusätzlich sind viele Produkte des Biohofs Trottengarten im Online-Shop von Biomondo zu finden. Diverse Restaurants kochen mit den hochwertigen Produkten des Biohofs Trottengarten.
Als Landwirtschaftlicher Kurs wird eine Reihe von acht Vorträgen bezeichnet, die der berühmte Anthroposoph Rudolf Steiner 1924 hielt. Die Vorträge bilden bis heute die Grundlage für die biologisch-dynamische Landwirtschaft. 1928, vier Jahre nach den Vorträgen, wurde die Marke Demeter eingetragen. Sie zeichnet die Lebensmittel aus der biologisch-dynamischen Landwirtschaft aus.
Zur Website: www.biohoftrottengarten.ch