Susanne Huber, Bereichsleiterin Landwirtschaft und Co-Geschäftsführerin, verlässt die Demeter-Geschäftsstelle per Ende April. Zum Abschied haben wir mit Susanne auf ihre Zeit bei Demeter Schweiz zurückgeschaut.
Fünf Jahre Demeter-Geschäftsstelle, vier davon als Bereichsleiterin Landwirtschaft und etwas mehr als drei Jahre als Co-Geschäftsführerin – was fällt dir als erstes ein, wenn du an diese Zeit denkst?
Mir kommt spontan Herzlichkeit in den Sinn.
Was gehört zu den schönsten Erfahrungen?
Der Kontakt mit den Produzent*innen. Unabhängig davon, ob es etwas Positives oder Negatives zu besprechen gab, ihre Argumentation offenbarte immer, mit wieviel Herzblut sie auf ihren Betrieben arbeiten.
Und die schwierigen, herausfordernden?
Die Herausforderung war die Breite des Spektrums des gesamten Aufgabengebietes – alles im Blick zu behalten, alle Fäden zusammenhalten. Auch die Arbeit mit den Gremien hat mich herausgefordert.
Was war es, was dich zur Demeter-Geschäftsstelle geführt hat?
Es war die Anbauweise, das Biodynamische, für das ich mich engagieren wollte. Ich hatte bereits meine Gärtnerei Demeter-zertifiziert geführt, diese dann aufgegeben und mit meinem Partner zusammen einen Demeter-Obstbaubetrieb übernommen, den jedoch er von Beginn an führte, weil ich diese neue Aufgabe bei Demeter fand. Es ging mir um diese Werte, ich wollte mit meiner Arbeit diese gute Bewegung unterstützen, helfen, sie weiterzubringen.
Und ist dir das gelungen?
Ja. Wir konnten als Geschäftsstelle in kurzer Zeit viel realisieren im Sinn von Professionalisierung in verschiedensten Bereichen, was der gesamten Basis zugutekommt. Wir haben in den Gremien Gespräche und Diskussionen angestossen, Projekte eingebracht.
Wo liegt deiner Meinung nach im Rahmen der Landwirtschaft bzw. des Vereins für biologisch-dynamische Landwirtschaft das grösste Potential, Veränderungen zum Besseren zu bewirken? Bei den Vorständen? Den Produzent*innen? Beim Handel/Markt? Den Konsument*innen? Der Bereichsleitung der Geschäftsstelle?
Rechtlich liegt jede Entscheidung immer bei der jeweiligen Basis. Die Struktur von Demeter in der Schweiz ist ja nicht ganz einfach verständlich, aber alle haben immer die Möglichkeit, Themen oder Anträge einzubringen. Die einen direkter, die anderen über längere Wege und mehrere Stufen.
Die biodynamische Landwirtschaft belebt – findest du die Bewegung an sich auch dynamisch?
Ich bin begeistert, davon, dass es eine Produktionsrichtung gibt, die konsequenter mit der Natur und für diese arbeitet. Die Bewegung ist sehr breit. Schweizweit sind wir alles in allem eine dynamische Bewegung; international empfinde ich das etwas weniger. Die Diversität aller Mitgliedsländer ist stark bezogen auf die Vereinsarbeit, für welche ich ja auf der Geschäftsstelle tätig war. Hier tun wir uns schwer mit Neuerungen, mit dem Blick über den Tellerrand hinaus. Wir hängen zu sehr an der Gründungsgeschichte, und die Welt um uns herum entwickelt sich in rasantem Tempo. Den Grundsätzen treu bleiben, ja, aber diese viel schneller adaptieren oder weiterentwickeln, so dass sie mit der heutigen Zeit kompatibel sind! Ich bin davon überzeugt, dass wir viele Betriebe haben, die eine moderne Landwirtschaft betreiben und trotzdem die biodynamischen Gedanken voll miteinbeziehen. Vielleicht entsprechen diese Betriebe nicht immer ganz dem Klischee des Demeter-Hofs …
Was wünschst du für Demeter in der Schweiz?
Das wären für jeden einzelnen Bereich unterschiedliche Wünsche. Ganz pauschal wäre es: Verständnis füreinander. Ich erlebe es so, dass sehr oft von den Produzent*innen am meisten gefordert wird, sie ihre Arbeitsweise oder ihre Preispolitik am meisten «verteidigen» müssen. Von allen Seiten werden Anforderungen an sie gestellt. Mit dem Verständnis füreinander könnten auch die Produzent*innen besser gehört werden.
Gibt es etwas, was du den Produzent*innen mitteilen möchtest?
In erster Linie möchte ich ausdrücken, wie gross mein Respekt für unsere Produzent*innen ist, für das, was sie jeden Tag leisten. Ich wünsche ihnen Durchhaltevermögen, die Kraft, weiterzumachen in einer Welt, die so voller Widerstand gegenüber der produzierenden Basis ist. Vielen Dank!
Nun zieht es dich weiter. Wo wirst du deine Qualitäten neu einbringen?
Ich arbeite ab Anfang Mai beim Querbeet, einem Standbein der Beerli Obstbau AG, Demeter-Betrieb im Thurgau. Dort erwartet mich ein junges Team und mein neues Aufgabengebiet «Einkauf landwirtschaftliche Produkte». Querbeet bietet Gemüse- und Obstkistchen im Abonnement an und betreibt einen Online-Shop. Es werden nur Bio- und Demeterprodukte gehandelt.
Du bleibst Demeter also treu?
Ja, ich werde weiterhin mit Demeter-Produzent*innen zu tun haben. Der Wechsel erlaubt mir, direkter und vertiefter mit ihnen zusammenzuarbeiten in nur einem Aufgabengebiet. Ich hoffe für den einen oder anderen Betrieb einen Markt auf- oder ausbauen zu können. Mit dem Ausbau der Absatzkanäle möchte ich dazu beitragen, dass Bio-/Demeter-Lebensmittel vermehrt zu den Konsument*innen finden und bekannter werden.
Gibt es auch einen ganz persönlichen Wunsch für die Zukunft?
Ich engagiere mich immer sehr für meine Arbeit. Aber ich habe in der Vergangenheit gelernt, dass ich meine Energie gut «verwalten» muss. Work-Life-Balance ist ein Modebegriff, aber ich übe mich dies tatsächlich zu leben und erkenne den Mehrwert dahinter. Mein ganz persönlicher Wunsch an mich ist es daher, dieser Lebensweise treu zu bleiben.
Liebe Susanne, wir danken dir für dieses Interview und für das Wegstück, das wir alle mit dir gehen durften in den vergangenen Jahren. Du kannst anpacken und verwirklichen, zuhören und argumentieren, lachen und mitfühlen, und du hast deinem Gegenüber immer das Gefühl vermitteln können, wertvoll zu sein. Wir werden dich vermissen – und uns über jede weitere Begegnung freuen, denn die Wege trennen sich ja nicht endgültig. Für deine weiteren Schritte wünschen wir dir viel Freude und Erfüllung.