Der Vorstand des Vereins für biologisch-dynamische Landwirtschaft lud zur Hauptversammlung 2023 auf den Hof Schüpfenried von Fritz Sahli ein. Kulinarisch und musikalisch bestens versorgt fiel den rund 70 Anwesenden Austausch und Arbeit in der wohltuenden Atmosphäre des Hofes sonntäglich leicht. Neben statutarischen waren zentrale Geschäfte die Anträge zur Gründung einer Branchenorganisation und zur Sicherung der biodynamischen Ausbildung durch eine Mitgliedschaft bei der OdA Umwelt. Inhaltlich stand das Werk von Martin Ott im Mittelpunkt, welcher der biodynamischen Bewegung in der Schweiz grosse Dienste erwiesen hat und letztes Jahr seine aktive Rolle in der Ausbildung abgegeben hat.

GS, 5.7.2023

Mittagsbuffet an der sonntäglichen HV auf dem Hof Schüpfenried

Abgaben der Lizenznehmenden

Verschiedene Anträge zur Reduktion des Mitgliedbeitrages bzw. der Abgaben der Lizenznehmenden, welche den Verein finanzieren, lösten eine angeregte Diskussion über Labelbekanntheit, Markt und Rendite aus. Deren Fazit: In erster Linie sind Landwirt*innen durch biodynamische Werte wie Verlebendigung des Bodens und wesensgemässe Tierhaltung motiviert. Rendite kommt an zweiter Stelle. Der bisherige Mitgliedsbeitrag für Produzenten wurde gutgeheissen, derjenige für Landlose Imkerinnen auf CHF 125 erhöht.

Sicherung der biodynamischen Ausbildung und der Durchführung von runden Tischen als Branchenorganisation

Zugestimmt wurde dem Anschluss der OdA Demeter an die OdA Umwelt zur Weiterführung der Biodynamischen Ausbildung in Rheinau. Damit soll langfristig die Trägerschaft für den Berufstitel Fachperson in biologisch-dynamischer Landwirtschaft mit eidgenössischem Fachausweis gesichert werden.

Ebenso wurde die Gründung einer Branchenorganisation gutgeheissen. Ihr Ziel ist das Erreichen einer assoziativen Zusammenarbeit durch das Durchführen von runden Tischen mit unterschiedlichen Marktteilnehmer*innen unter Einhaltung der Vorgaben der Wettbewerbskommission WEKO.

Die wichtigsten Richtlinienänderungen

Bei den Richtlinien wurden alle Änderungsvorschläge der Kommission für Richtlinienfragen gutgeheissen. Die wichtigsten: Es dürfen keine neuen Anbindeställe mehr gebaut werden, für die Aufzucht der Bruderhähne muss ein lückenloser Nachweis erbracht werden und die Umstellfristen für Imker*innen  werden an die Fristen für Landwirtschaftsbetriebe angepasst.

Ehrung Martin Ott

Zum Abschied legte Martin Ott den Anwesenden nahe, sich immer neu mit der Wahrnehmung der Tiere auseinanderzusetzen, die der Schlüssel zu einer wesensgemässen und nicht nur artgerechten Haltung ist. Mit dem ««Lied vo der Chue»¹ schuf er eine dichte Atmosphäre voller Heiterkeit und Betroffenheit. Er signalisierte klar: Wenn einer aufhört, heisst das nicht, dass er nicht mit voller Präsenz weiter da ist.

Martin Ott verabschiedet sich mit dem «Lied vo der Chue» (Baldrian)

Alfred Schädeli verglich in seiner Rede Martin Ott und die Essenz seines Wirkens mit der Schafgarbe, einer der sechs Präparatepflanzen, deren Aroma in weite Welten entführt, während der andere Teil sehr konkret auf das Hier und Jetzt gerichtet ist. Als Politiker, Bauer, Stiftungsrat/Präsident des FiBL, Bio Suisse-Vorstandsmitglied, Mitbegründer von Gut Rheinau und der Stiftung Fintan, Musiker, Autor und Reorganisator der biodynamischen Ausbildung in Rheinau schuf er ein reiches Lebenswerk, das viele Menschen inspirierte. Im Namen des Vereins für biologisch-dynamische Landwirtschaft dankte Schädeli Martin Ott für seinen Einsatz und die gute Nachfolgelösung in der biodynamischen Ausbildung. Download der ganzen Rede

¹ Lied vo der Chue – SRF-Aufnahme von 1999, Porträt Baldrian, (ab Minute 17:57; Lied vo de Chue Minute ab 21) oder auf Youtube

 

 

Präsident Alfred Schädeli (Mitte) schliesst die Hauptversammlung 2023