Porträts, Anwendung, Wirkung
Ein Kernstück des biodynamischen Landbaus sind die Präparate
Es gibt zwei Arten von Präparaten:
- Die Feldspritzpräparate, die in Wasser gerührt und dynamisiert auf den Boden respektive die Pflanzen gespritzt werden.
- Die Dünger- bzw. Kompostpräparate, die in kleinen Mengen flüssigem oder festem Dünger beigegeben werden.
Die Wirkung der Präparate zeigt sich zum einen in einer sichtbaren Fruchtbarkeit des Bodens. Er wird humusreicher, krümeliger und die Wasserhaltefähigkeit steigt. Es entsteht ein Klima, in dem die Mikroorganismen gedeihen und für eine lebensfördernde Bodenaktivität sorgen. Zum andern wird eine steigende Vitalität und Gesundheit der Pflanzen und Tiere erkennbar. Die Präparate regen gezielt sowohl das Wachstum und die Reproduktionskraft wie auch die qualitativen Prozesse der Reifung, der Nahrhaftigkeit, des Geschmacks und der Haltbarkeit der Pflanzen an. Gleichzeitig fördern sie die Balance zwischen Quantität und Qualität der Erzeugnisse.
>> Kurz gesagt: Bei den Präparaten geht es um eine Verlebendigung von Naturprozessen.
Immer deutlicher zeigt sich, welch unglaublich komplexes Gefüge von Prozessen einen lebendigen Boden auszeichnet. Um eine aufbauende, nachhaltige Fruchtbarkeit anzuregen, können nur Substanzen wirken, welche auch im organisch lebendigen Bereich beheimatet sind. Das ist das ganz Besondere der biodynamischen Präparate. Mit ihnen werden die vier Naturreiche Mineralisches, Pflanzliches, Tierisches und Menschliches in neuer Weise miteinander in Verbindung gebracht. So entstehen Stoffe, die substantiell wie feinstofflich hochwirksame Träger des Lebendigen sind und diese Qualitäten oder Informationen dem Boden und den Pflanzen und durch sie den Tieren und uns Menschen weitervermitteln können.
>> Mit den Präparaten haben wir Werkzeuge, die in sehr umfassendem Sinne „systemregulierend“ wirken, um den komplexen Wirkraum des Lebendigen zu unterstützen.
Der Mensch selber ist das wirkungsvollste Präparat
Wir leben heute in einer Zeit, in der die Wissenschaft das Leben bis in die kleinsten Details analysiert hat. Die Herausforderung bleibt aber bestehen, das Lebendige eingebunden im Ganzen zu verstehen. Jeder einzelne Mensch ist gefragt, als eigenständig denkendes, empfindendes und tätiges Mitglied an der Weiterentwicklung unserer Erde mitzuwirken.
Indem wir unser eigenes schöpferisches Potential entwickeln, schaffen und erschliessen wir neue (Möglichkeits-)Räume. Mit den biodynamischen Präparaten haben wir dafür sehr wirksame Essenzen zur Hand. Sie wirken in den mehrdimensionalen Raum hinein und unterstützen uns auf dem Weg zu einer blühenden, lebendigen Landwirtschafts-und Menschenkultur. Es ist wichtig zu verstehen, dass wir Menschen selber das stärkste Präparat sind. Mit der Intension, mit der ich mich hier und jetzt einbringe, wirke ich verbindend in mein Umfeld und durchpulse und präge meine Arbeit.
Die Feldspritzpräparate Hornmist (500 und 500P) und Hornkiesel (501)
Hornmist (500 und 500P)
Für das Hornmistpräparat wird frischer gut geformter Kuhfladen in Hörner von Kühen gefüllt. Dies erfolgt im Herbst zwischen Mitte September und Mitte Oktober. Anschliessend werden die gefüllten Kuhhörner in humosem Boden vergraben und reifen dort bis nach Ostern. Durch den Winter, wenn sich das Leben unter die Erdoberfläche zurückgezogen hat, wird dort diese Mistsubstanz im Horn intensiv belebt. Im Frühling werden die Hörner wieder ausgegraben. Es hat sich daraus eine dunkle, erdig riechende, humose Substanz entwickelt. Sie ist eine mächtige Erbauerin der Bodenstruktur und fördert die mikrobielle Aktivität und Humusbildung des Bodens.
100 g Hornmist werden in 30-35 l lauwarmem, möglichst Regenwasser eine Stunde intensiv gerührt. Die energetischen und substanziellen Qualitäten werden auf das Wasser übertragen. Die grösste Wirkung zum Aufbau der Bodenlebendigkeit wird erzielt, wenn dieses Präparat auf die feuchte leicht warme Erde in Tropfenform versprüht wird. Das gute
Wasserhaltevermögen, eine schöne Krümelbildung und eine kräftige Durchwurzelung sind die Resultate der Hornmistspritzungen, die vor allem im Frühling und Herbst eingesetzt werden.
Ursprünglich von Alex Podolinski in Australien entwickelt und getestet wirkt der präparierte Hornmist 500P noch umfassender durch die Beigabe der Kompostpräparate. Dem fertig gereiften Hornmist werden die sechs üblicherweise für die Kompostierung verwendeten Präparate wie einem Kompost zugefügt. Dann lässt man ihn drei Monate reifen.
Hornkiesel (501)
Für das Hornkieselpräparat benötigen wir möglichst klaren Bergkristall (Quarz), der zerkleinert und bis zu feinem Mehl verrieben wird. Mit etwas Wasser angerührt wird diese gelartige Masse in ein schön geformtes Kuhhorn gefüllt. Über das Sommerhalbjahr, wenn das Leben über der Erde aktiv ist, wird das Kieselhorn in der Erde vergraben. Zu dieser Zeit ist die Einwirkung der Planeten und Fixsterne ins Erdreich besonders stark. Mit diesen Wirkungen durchdrungen wird das Präparat im Herbst aus der Erde genommen und aus dem Horn geklopft. 4 Gramm dieser Kieselsubstanz wird in 30-35 l Wasser/ha eine Stunde lang intensiv gerührt. Als feiner Sprühregen wird es direkt auf die Pflanzen ausgebracht. Frühmorgens auf die noch taunassen Pflanzen gespritzt, wirkt es wie eine Art „Lichtspray“ fördert die Assimilation, das Aroma und die Haltbarkeit der Produkte.
Diese beiden Spritzpräparate sind Polaritäten, die einander unterstützen und ergänzen. Das dunkle, weiche, „duftende“ Hornmistpräparat stimuliert die Samenkeimung, das allgemeine Wachstum des Wurzelsystems, insbesondere seine vertikale Entwicklung in die Tiefe, und fördert die vegetative Wuchsfreudigkeit.
Im Gegensatz dazu unterstützt der harte, helle, geruchlose Kiesel, der unter der Erde im Dunkeln entsteht, die Pflanzen im Umgang mit den Lichtkräften.
Nach den Kieselspritzungen neigt sich jedes einzelne Blatt optimal der Sonne entgegen, es zeigt eine tänzerische Geste. Die Zellspannkraft nimmt zu, dadurch wird die Widerstandskraft gegen Krankheiten erhöht. Die Pflanzen erhalten einen leuchtenden Ausdruck. Besonders wichtig ist dieses Präparat bei gedeckten Kulturen, da es hilft, den Lichtmangel auszugleichen und die heisse und feuchte Umgebung zu kompensieren.
Es ist wichtig zu beachten, dass zu spät am Tag ausgebrachtes Kieselpräparat Verbrennungen auf den Pflanzen erzeugen kann. Nach Kieselspritzungen haben die Pflanzen einen erhöhten Wasserbedarf. Daher keine Kieselspritzung bei trockenem Boden und sonstwie gestressten Pflanzen einsetzen. Im Herbst verhilft eine Kieselspritzung am Nachmittag zwei bis drei Wochen vor dem Ernten zu einer besseren Ausreifung und Haltbarkeit der Erzeugnisse.
Die Düngerzusatzpräparate
Die Aufmerksamkeit für eine sorgfältige geführte Humifizierung der organischen Materie ist grundlegend für die biodynamische Landwirtschaft. Die Aufschichtung in Haufen, geschützt mit einer Decke aus Stroh, altem Heu oder Erde und die Zugabe von speziellen Präparaten zeichnen die biodynamische Kompostierung aus. Diese Präparate begrenzen im Kompost den Temperaturanstieg und den Substanzverlust und sorgen dafür, dass Nitrate und Phosphate erhalten bleiben. Bei der Präparatezugabe geht es nicht darum, den Abbau im Dünger zu beschleunigen, sondern dazu, die Substanzen zu organisieren und zu strukturieren. Mit dem Ausbringen dieses Düngers werden die Informationen dem Boden weitervermittelt und stehen den Pflanzen zur Verfügung. So für die Substanzprozesse sensibilisiert, gelingt es den Pflanzen, viel aktiver und differenzierter mit ihren Wurzeln das Umfeld abzutasten und nach Bedarf mit eigenen Säuren Mineralisches aufzulösen, sodass es für sie verfügbar wird.
Für die Düngerzusatzpräparate werden sechs verschiedene Pflanzen verwendet. Jede für sich ist eine Spezialistin im Umgang mit bestimmten Stoffprozessen. Die gesammelten Pflanzenteile werden mit einer tierischen Hülle umgeben, die diese speziellen Fähigkeiten unterstützt. Zwischen Mitte September und Mitte Oktober werden die so vorbereiteten Päckli in der Erde vergraben. Jeweils nach Ostern sind sie soweit gereift, dass sie wieder aus der Erde geholt werden können. Sie werden von den Resten der tierischen Hüllen befreit und danach, je nach Bedarf, etwas nachgetrocknet oder leicht angefeuchtet.
Zur Lagerung kommen die Präparate in glasierte Tongefässe oder Glasbehälter, die im kühlen Dunkel in einer doppelwandigen, mit Torf oder Kokosfasern gefüllten Kiste stehen.
Die ersten drei Monate nach dem Ausgraben ist es nötig, einmal pro Woche vorbeizuschauen, die einzelnen Präparate zu bewegen, den Feuchtigkeitszustand zu prüfen und wenn nötig auszugleichen. Spätestens nach diesen drei Monaten sind sie stabil und bei guter Lagerung drei bis vier Jahre wirksam.
Die sechs Düngerzusatzpräparate werden nach den Namen der Pflanzen benannt, aus denen sie bestehen, oder mit Nummern von 502-507.
Die Heilpflanzen zur Herstellung der Präparate werden möglichst selber angebaut und gesammelt, da regional gewachsene und biodynamisch gepflegte Pflanzen zu bevorzugen sind. Eine Anleitung für die der Ernte der Präparatepflanzen finden Sie hier: „Grundsätzliches zur Wirkung und Herstellung der biodynamischen Präparate“.
Sind der Eigenanbau oder das Selbstsammeln nicht möglich, können die Heilpflanzen über die Biodynamie-Services aus Frankreich bezogen werden.
Schafgarbe (Achillea millefolium) -502
- Sie spielt eine wichtige Rolle in den Schwefel- und Kaliumprozessen und eine Nebenrolle beim Selen- und Siliziumstoffwechsel.
- Die stiellosen Blütenköpfchen der Schafgarbe werden in die Blase eines männlichen Hirsches gefüllt und durch den Winter vergraben.
- Der Hirsch ist sehr sinneswach für seine Umgebung. Sein knöchernes Geweih wirkt wie eine Antenne für seine Wahrnehmungen. Die Blase ist ein Sogorgan, das sehr sensibel reagiert auf seelische, empfindungsmässige Einflüsse.
Kamille (Matricaria chamomilla) -503
-
Sie ist mit dem Kalziumstoffwechsel verbunden und reguliert die Stickstoffprozesse, indem sie Amoniakverluste verhindert. Daneben beeinflusst sie den Kalium-, Bor- und Manganstoffwechsel.
- Die Blütenköpfe der Kamille werden in den Dünndarm einer Kuh gefüllt und den Winter durch vergraben.
- Die Kuh ist ein ausgesprochenes Verdauungstier mit einer sehr aktiven Darmflora. Der Dünndarm hat die Aufgabe des Aufnehmens der Stoffe und Qualitäten der Nahrungssubstanz.
Brennnessel (Urtica dioica) -504
- In der Verbindung mit Stickstoff und Eisen verstärkt sie die Wirkung der beiden ersten Präparate. Sie gibt dem Kompost und dem Boden eine gewisse Empfindungsfähigkeit, eine Art “Vernunft“ und fördert eine gute Humusbildung. Daneben hat sie einen Einfluss auf den Stoffwechsel von Kalium, Schwefel, Kalzium, Magnesium und Mangan.
- Im Juni, wenn die Brennnesseln im Anfangsstadium der Blütenbildung stehen, oder im Spätsommer im zweiten Aufwuchs werden sie geschnitten, leicht angewelkt und vom Stengel gestreift. Diese Blätter werden satt in Tonröhren gestopft oder in einen Sack gefüllt und ein ganzes Jahr im Boden vergraben.
- Die Brennnessel wächst überall dort, wo etwas Unordnung herrscht. In ihrem Aufbau ist sie sehr strukturiert. Wo sie wächst hinterlässt sie schön krümeligen, dunklen Boden. Sie ist als eine der ältesten Heilpflanzen bekannt. Im Menschen wirkt sie blutreinigend und bei entzündlichen Erkrankungen.
Eichenrinde (Quercus robur) -505
- Eiochenrinde hat eine Beziehung zum Kalzium und stärkt die Pflanzen gegen Krankheiten, deren Ursache zu üppiges Wachstum ist. Ausserdem unterstützt sie den Phosphorstoffwechsel.
- Die Borke der Eiche wird mit einer Raspel oder einem Ziehmesser gelöst. Nur so tief arbeiten, dass das Kambium des Baumes nicht verletzt wird. Die Rindenstücke werden zu einer bröseligen Konsistenz zerkleinert und in den Schädel (Hirnraum) eines Haustieres gefüllt. Rinderschädel sind infolge der Bestimmungen zur Bekämpfung des Rinderwahnsinns zur Zeit nicht erlaubt. Alternativ stehen Pferde- Schweine-, Schaf- oder Ziegenschädel zur Verfügung.
- Die Eiche kann Kalzium bilden, auch wenn im Boden kaum solches vorhanden ist. Sie hat einen kräftigen Wachstumstrieb und lässt sich doch von einer formbildenden Wirkung von aussen prägen. Sie kann harmonisch mit den Kräften Stofftrieb und Formkraft umgehen.
- Der Schädel ist eine Schale, wo die Lebensprozesse zu Ende gekommen sind. Das Hirn kann sich nicht regenerieren, im Gegensatz zu den Röhrenknochen, in deren Mark die Blutbildung stattfindet.
- Im Schädel finden Bewusstseinsprozesse statt.
Löwenzahn (Taraxacum officinalis) -506
- Er spielt eine wichtige Rolle in Bezug auf die Kieselsäure und den Wasserstoff. Damit reguliert er den Kalium- und Kalkstoffwechsel und damit auch die Stickstoffprozesse. Bor, Magnesium und Selen werden ebenfalls davon beeinflusst.
- Die Löwenzahnblüten werden kurz nach dem Erblühen gepflückt, wenn noch ein deutlicher Teil auf dem Blütenboden geschlossen ist. Sonst gehen sie in Samen über während dem Trocknen. Sie werden ins Bauchfell einer Kuh gepackt.
- Die Löwenzahnblüte schliesst und öffnet sich im Tageslauf, macht dessen Bewegung mit. Durch ihre starke Verbindung mit der Kieselsäure, sichtbar u.a. in den feinen sternartigen Blütenblättern, hat sie die Fähigkeit, eine besondere Wahrnehmung ihrer Umgebung zu gewinnen und heranzuziehen, was sie für sich zum Gedeihen braucht.
- Das Bauchfell, mit welchem alle Därme umhüllt sind, hat ebenso eine sehr sensible Wahrnehmung der Vorgänge innerhalb des Körpers. Wer ein gutes Bauchgefühl hat, weiss, wann er was braucht und wann etwas nicht stimmig ist. Mit ihren gemeinsamen Fähigkeiten unterstützen sich Löwenzahn und Bauchfell gegenseitig wunderbar.
Baldrian (Valeriana officinalis) -507
- Er fördert den Phosphorstoffwechsel in den Böden und Pflanzen und bildet eine schützende Wärmehülle um den Kompost herum, eine Haut, die bei allen Organismen unentbehrlich ist. Auch auf den Magnesium- und Selenstoffwechsel hat er Einfluss.
- Das Baldrianpräparat braucht keine tierischen Hüllen und wird auch nicht vergraben.
- Es gibt zwei Arten, das Präparat herzustellen:
- Es können die blühenden Baldriandolden über einem kleinen Becken gezupft werden, damit die reifen Kronblätter sich lösen und aufgefangen werden können. Eine weithalsige Flasche wird zu 1/3 mit den Blütenblättern gefüllt und mit gutem Quellwasser aufgefüllt. An einem halbschattigen Platz wird es etwa 1 Woche bei gelegentlichem Wenden stehen gelassen, abgesiebt und danach randvoll in kleine Flaschen gefüllt.
- Etwa zwei Wochen nach Blühbeginn, wenn die ersten Blütenkronblätter abfallen, werden die Dolden geerntet und durch einen Fleischwolf oder eine Mühle gequetscht, sofort gepresst oder mit etwas Wasser gemischt stehen gelassen, bis sie zu duften beginnen. Erst dann werden sie gepresst. Auch diesen Saft absieben, in Flaschen randvoll abfüllen und in die Präparatekiste stellen.
- Die Baldrianpflanze wächst oft im Halbschattigen, Feuchten, kann aber auch an trockenen sonnigeren Standorten angetroffen werden. Aus diesem Milieu wächst sie hoch und bildet eine weisse-rosa Blütendolde, die an ihrem süsslichen, schweren Duft gut zu erkennen ist. Baldrian ist ein Heilmittel bei Schlaflosigkeit und Angstzuständen. Sie beruhig, ist krampflösend und ausgleichend und hat dadurch eine Wirkung wie ein hüllender, schützender Mantel auch für den Menschen.
Anleitung zu Präparate-Herstellung
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