Demeter Geschäftsstelle / Juli 2024
Die biologisch-dynamischen Landwirt*innen sagen mit deutlicher Mehrheit Ja zur Biodiversitätsinitiative. Unbehagen bereiten vielen Demeter-Produzent*innen die Forderungen der Initiative, die über die Förderung der Biodiversität hinausgehen.
68 Prozent der biologisch-dynamischen Landwirt*innen in der Schweiz befürworten die Biodiversitätsinitiative in einer internen Befragung. 16 Prozent der Mitglieder lehnen die Initiative ab, weitere 16 Prozent sprechen sich für eine Stimmfreigabe aus. Alfred Schädeli, Präsident des Vereins für biologisch-dynamische Landwirtschaft kommentiert: «Dieses klare Verdikt freut mich sehr, und kommt alles andere als überraschend! Eines der Grundprinzipien unserer Wirtschaftsweise lautet: Vielfalt statt Einfalt. Je grösser die Artenvielfalt auf unseren Höfen ist, desto stabiler wird das gesamte System.»
Befragt wurden 500 Aktiv- und Passiv-Mitglieder des Vereins für biologisch-dynamische Landwirtschaft im Februar 2024. Die nationale Volksinitiative «Für die Zukunft unserer Natur und Landschaft» kommt am 22. September 2024 an die Urne.
Demeter ist Pionierin
Die biologisch-dynamische Landwirtschaft trägt der Biodiversität seit 100 Jahren Sorge. 1924 hielt Rudolf Steiner seinen Landwirtschaftlichen Kurs, der die ökologische Landwirtschaft begründete. Wie visionär sein Ansatz einer Landwirtschaft im Einklang mit der Natur war, zeigt dieses Zitat: «In der Landwirtschaft müsste ein Auge darauf geworfen werden, in der richtigen Art Insekten und Vögel herumflattern zu lassen. Der Landwirt selber müsste auch etwas von Insektenzucht und Vogelzucht zu gleicher Zeit verstehen. Denn in der Natur – ich muss das immer wieder betonen – hängt doch alles, alles zusammen.»
Strenge Richtlinien
Massnahmen zur Förderung der Biodiversität sind ein wesentlicher Bestandteil der biodynamischen Betriebsgestaltung. Landwirt*innen gestalten die Landschaft durch Bäume, Sträucher, Hecken sowie stehende und fliessende Gewässer, damit sich die Vielfalt des Lebens entfalten kann. Die Demeter-Richtlinien halten denn auch fest: «Der Betrieb muss sich für die Erhaltung der biologischen Vielfalt des Betriebs einsetzen und Pflanzen und Tiere, insbesondere die Vogel- und Insektenwelt pflegen.» Die Biodiversitätsförderflächen müssen mindestens zehn Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche ausmachen.
Biologisch-dynamische und biologische Betriebe fördern indessen die Biodiversität nicht nur auf den ausgewiesenen Ökoflächen, sondern auch auf den Produktionsflächen. Die Pflanzenvielfalt ist höher als auf konventionell bewirtschafteten Vergleichsflächen, und es sind deutlich mehr Insekten, Spinnen und Bodenpilze zu finden.
Initiativtext weckt auch Bedenken
Während der Schutz und die Förderung der Biodiversität für biologisch-dynamische Landwirt*innen selbstverständlich ist, weckt der Initiativtext bei den Vereinsmitgliedern auch Bedenken. Insbesondere der von der Initiative ebenfalls geforderte Schutz baukulturellen Erbes, geschichtlicher Stätten und Kulturdenkmälern könnte die ohnehin schon komplexe und zeitaufwendige Bewilligungspraxis für Bauprojekte in der Landwirtschaftszone zusätzlich erschweren und bringt für die Biodiversität keinerlei Gewinn.
Biodiversität im Kulturland stärken
Demeter Schweiz anerkennt den Handlungsbedarf bei der Biodiversität im Kulturland. Es ist Fakt, dass die Biodiversität rückläufig ist – trotz grosser Anstrengungen der Landwirtschaft seit Einführung des Direktzahlungssystems vor 30 Jahren. Diese besorgniserregende Tatsache legt nahe, die Biodiversität besser zu sichern.
Biodiversität unverzichtbar für Landwirtschaft
Biodiversität ist eine essenzielle Grundlage für die landwirtschaftliche Produktion. Sie stellt unverzichtbare Ökosystemleistungen zur Verfügung – von der Nährstoffmobilisierung in den Böden über die Bereitstellung einer vielfältigen Genetik von Nutzpflanzen und Nutztieren bis hin zur Schädlingskontrolle und zur Bestäubung der Kulturen. Die Förderung der Biodiversität ist deshalb im ureigenen Interesse der Schweizer Landwirtschaft.