«Die Initiative bevormundet Konsument*innen!» – « Das Fleisch wird durch die Initiative verteuert!» – «Sie fördert den Import!» – «Die Anforderungen sind für viele Bäuerinnen und Bauern zu streng!»
Wir befinden uns im Vorfeld der Abstimmung für eine verantwortungsvolle Tierhaltung. Sie kommt am 25. September an die Urne. Viele Stimmen sagen der Schweiz bei einer Annahme das Sterben vieler kleiner und mittlerer Landwirtschaftsbetriebe voraus. Wie sind die Fakten? – Wir haben einige hieb- und stichfeste Argumente zusammengestellt.
Nur wenige Betriebe sind betroffen – aber sehr viele Tiere profitieren
Tatsächlich sind von der Initiative nur wenige Betriebe betroffen – der Bundesrat schätzt 5 % der Betriebe –, profitieren würden aber sehr viele Tiere. Betreffen wird ein Ja vor allem die grossen, fabrikähnlichen Mastbetriebe. Mit einer Übergangsfrist von 25 Jahren bleibt der Landwirtschaft Zeit, die neuen Anforderungen umzusetzen.
Demeter-Betriebe erfüllen die Anforderungen der Initiative bereits heute, aber auch alle Tiere, die nicht nach den strengen Demeter-Richtlinien gehalten werden, sollen ein würdiges Leben haben.
Das Argumentarium
Wieso unterstützt der Schweizerische Demeter-Verband die Initiative gegen Massentierhaltung?
Bei Demeter steht eine ökologische und respektvolle Tierhaltung innerhalb einer bäuerlichen und bodengebundenen Landwirtschaft im Zentrum. Die Mitglieder des Schweizerischen Demeter-Verbandes sind überzeugt, dass klare Kriterien bezüglich Haltung, Fütterung, Auslauf und Schlachtung grosse Schritte hin zu mehr Tierwohl sind.
Wie sieht die Tierhaltung auf Demeter-Betrieben aus?
Demeter-Betriebe stehen für eine wesensgemässe, bäuerliche und standortangepasste Tierhaltung. Sie begegnen den Tieren als Lebewesen und nicht als Ware. Boden, Pflanze, Tier und Mensch werden als Teil eines Kreislaufs gesehen. So werden beispielsweise Kühe nicht nur wegen ihrer Milch oder ihres Fleisches gehalten. Sie leisten durch ihren wertvollen Dünger einen wichtigen Beitrag für den Aufbau eines gesunden Bodens. Ziel ist ein geschlossener Stoffkreislauf. Das bedeutet, dass die auf dem Betrieb erzeugte Futtermenge definiert, wie viele Tiere ernährt werden können. Die Tiere wiederum ergeben die Düngermenge, die dem Hof zur Verfügung steht. Die Anzahl Tiere kann so in ein optimales Verhältnis zum Standort gebracht werden.
Es gibt bereits ein Bio-Angebot, warum braucht es die Initiative?
Dass es ein bestehendes Bio- und Demeter-Angebot gibt, beweist, dass die Produktion tierischer Produkte aus wesensgemässer Haltung machbar und wirtschaftlich ist. Aber Tierwohl soll kein Luxus, sondern selbstverständlich sein. Die Initiative gegen Massentierhaltung möchte die Bedingungen für alle Tiere in der landwirtschaftlichen Tierhaltung erhöhen.
Ist die Initiative nicht eine Bevormundung des*der Konsument*in?
Produkte aus Massentierhaltung zu konsumieren, unter der Tiere gelitten haben, ist kein Ausdruck von Freiheit, sondern ethisch, ökologisch und gesundheitlich unverantwortlich. Die Initiative schliesst die Lücke zwischen dem Wunsch der Konsument*innen nach tiergerechter Haltung und dem Verhalten an der Kasse.
Wird mit der Initiative der Import gefördert?
Damit nicht einfach tierische Produkte aus ausländischer Massentierhaltung erhöht werden, hat die Initiative eine Importklausel. Wir importieren aber bereits heute grosse Mengen an Kraftfutter, denn die Anzahl Tiere ist grösser, als einer standortangepassten Produktion entsprechen würde. Mit dem Futter werden auch Nährstoffe importiert, mit Folgen für Boden, Wasser, Klima und Biodiversität. Würde Ackerland, auf welchem heute Tierfutter angebaut wird, für die menschliche Ernährung verwendet, könnten mehr Menschen mit inländischer Nahrung versorgt werden – und das erst noch gesünder. Bei Demeter müssen bereits heute mindestens 80% des Futters für Kühe, Schafe und Ziegen vom eigenen Betrieb stammen, die restlichen 20% aus der Schweiz. Das Futter für Geflügel und Schweine muss 25% vom eigenen Hof oder einem Partnerbetrieb stammen. Ab 2025 werden dies 50% sein.
Verteuert sich Fleisch durch die Initiative?
Momentan wackelt das gesamte Preisgefüge, da die Kosten für Energie und Futtermittel steigen. Prognosen sind daher mit grosser Unsicherheit behaftet. Sicher ist, dass Fleisch aus wesensgemässer Haltung einen Wert haben muss. Die Produzent*innen verbringen viel Zeit mit der Pflege ihrer Tiere, das soll auch fair entlöhnt werden. Wir konsumieren heute ca. 51 kg Fleisch pro Person pro Jahr. Wenn wir uns hier etwas mässigen, schont das die Umwelt, unsere Gesundheit, unser Portemonnaie und hilft den Tieren.
Haben wir nicht bereits das strengste Tierschutzgesetz der Welt?
Wir haben gute Voraussetzungen, aber auch Luft nach oben. Nur 8% der Masthühner profitieren von den Vorteilen des RAUS-Programmes des Bundes. Die männlichen Küken der Legerassen werden entsorgt. Die hohe Leistung, auf die die Tiere gezüchtet wurden, führt bei Legehennen beispielsweise zu Herz-Kreislauf-Problemen und Knochenbrüchen, bei Milchkühen zu Euterentzündungen. Auf Demeter-Betrieben wird die Gesundheit von Tieren durch aufmerksame Tierbetreuung, Wahl geeigneter Rassen, Zucht und Fütterung sichergestellt. Behandelt werden die Tiere immer zuerst mit natürlichen Heilmitteln. Für jede Legehenne muss zudem ein männliches Küken mitaufwachsen.
Die Anforderungen sind für viele Bäuerinnen und Bauern zu streng.
Von der Initiative sind wenige Betriebe betroffen, profitieren würden aber sehr viele Tiere. Gemäss Regulierungsfolgenabschätzung des Bundesrates hat die Initiative Auswirkungen auf rund 5% der Betriebe. Mit einer Übergangsfrist von 25 Jahren bleibt der Landwirtschaft Zeit, die neuen Anforderungen umzusetzen. Demeter-Betriebe erfüllen die Anforderungen der Initiative bereits heute, aber auch alle Tiere, die nicht nach den strengen Demeter-Richtlinien gehalten werden, sollen ein würdiges Leben haben.
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«Darum stehen wir tagtäglich für eine respektvolle und ressourcenschonende Tierhaltung ein.» Quotes